Ausflug nach Lubań (Lauban) PL

Als ich neulich am Nachmittag mit der Arbeit fertig war, fand ich es noch zu früh, um gleich nach Hause zu fahren, darum machte ich spontan einen Ausflug nach Polen. Ich fuhr in Richtung Jelenia Góra (Hirschberg), weil ich erfahren hatte, dass es dort hübsch ist, aber als ich die Türme von Lubań sah, beschloss ich, nicht weiterzufahren, sondern mir diese Stadt einmal anzusehen.

Ehemals war Lauban (heute Lubań) eine reiche deutsche Handelsstadt im Oberlausitzer Sechsstädtebund, und ich wollte mal sehen, was in der Zwischenzeit daraus geworden war. Ich fand ich die Stadt größer als erwartet; rings ums Zentrum viele moderne Supermärkte, die Straßenschilder alle zweifarbig in den Farben des Stadtwappens – rot und schwarz. Wie viele polnische Städte schien mir Lubań hässlich, aber sehr lebendig. Im Zentrum herrschte geschäftiges Treiben; viele Leute waren eilig unterwegs, so dass ich mich genötigt fühlte, auch meinen Schritt zu beschleunigen.

Reich scheint die Stadt nicht mehr zu sein – die meisten Altbauten sehen heruntergekommen aus, und die meisten Neubauten auch. Nur wenige Gebäude sind saniert. Dennoch, eine Handelsstadt ist es noch immer: Lauter kleine Geschäfte überall, nicht nur im Zentrum, sondern auch in abgelegenen Seitenstraßen. Mir fiel besonders eine Devotionalienhandlung auf. Dort gibt es Heiligenfiguren, Kerzen, Kärtchen mit Gebeten – alles was ein Katholik zum fromm sein gebrauchen kann.

Rund ums Stadtzentrum ist eine Besichtigungsroute markiert. Sie ist sehr kurz, denn die wenigen Sehenswürdigkeiten stehen eng beieinander. Große Blechtafeln geben in Polnisch, Englisch und Deutsch Auskunft über die Gebäude. Nun ja, Lubań ist kein bedeutender Touristenmagnet, und seine Sehenswürdigkeiten sind nicht sonderlich spektakulär. Da gibt es ein paar alte Türme, eine Kirche, ein Stück Stadtmauer, einige bemerkenswerte Häuser und ein paar kleine, schmucklose Parks. Kleine Tafeln mit Muschelsymbolen markieren den Jakobsweg, der auch durch diese Stadt verläuft.

Das Besondere, was mich an Lubań reizt, sind nicht die Sehenswürdigkeiten, sondern die fremdartige Atmosphäre. Wann immer ich in Polen bin, fühle ich mich wirklich wie in einem fremden Land. Und das finde ich gar nicht schlimm, sondern aufregend. Es ist so vieles anders hier: Ich sehe mehr Geschäftstüchtigkeit und mehr Servicekultur. In einem deutschen Städtchen ähnlicher Größe gäbe es zwar schickere, aber weniger zahlreiche Geschäfte, und auch die vielen selbst gepinselten Werbetafeln für alle möglichen Dienstleistungen sähe man bei uns nicht.

Sogar auf dem Land, in winzig kleinen polnischen Dörfern gibt es in aller Regel mindestens einen Lebensmittelladen und etliche Handwerksbetriebe. Oft sind auch Bäcker, Kneipen und Geldinstitute vor Ort. Nun ja, klar, die vielen Polen möchten ja alle irgendwas arbeiten und von irgendetwas leben. So gesehen ist es eigentlich komisch, dass es derlei Geschäftstätigkeiten in deutschen Dörfern kaum gibt. Wovon leben unsere Dorfbewohner eigentlich?

Auf dem Heimweg fiel mir noch die Ortschaft Sulików auf, weil sie – nach bescheidenen polnischen Maßstäben – recht hübsch aussieht: Da ist ein viereckiger Marktplatz mit gut erhaltenen Umgebindehäusern, eine Kirche und eine hübsche, rote Kapelle.


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