Differenztöne

Sobald man anfängt, mehrstimmig zu musizieren – sei es mit Doppelgriffen oder mit anderen Musikern zusammen – entwickeln sich manchmal störende Nebengeräusche: Das kann ein dumpfes Vibrieren sein, oder ein schnarrender, brummender oder summender Unterton, der bei manchen Intervallen oder Akkorden mitschwingt.

Störende Nebengeräusche sind meist ein Zeichen dafür, dass die Töne noch nicht ganz genau harmonisch zusammen passen: Einer der beteiligten Töne ist um eine Winzigkeit zu hoch oder zu tief.

In so einem Fall ist zuerst zu prüfen, ob die Instrumente gut gestimmt sind.

Darüber hinaus muss man sich während des Zusammenspiels stets bemühen, sich den Anderen anzugleichen, um größtmögliche Harmonie herzustellen. Streicher haben dabei die größte Verantwortung, weil sie auf ihrem bundlosen Griffbrett Töne besonders leicht korrigieren können. Aber es betrifft nicht nur Streicher; auch Holz- und Blechbläser müssen früher oder später lernen, wie sie auf ihren Instrumenten Töne geringfügig verändern können, so dass sie harmonisch mit anderen zusammen passen.

Harmonie anzustreben ist deswegen so wichtig, weil sich aus dem Zusammenklang zweier Töne stets noch ein dritter Unterton ergibt: der Kombinationston. Man nennt ihn auch Differenzton, weil seine Frequenz genau die Differenz zwischen den beiden gespielten Tönen ausmacht.

Streicht man z. B. auf der Geige die leere A-Saite (a’ = 440 Hz) zusammen mit der leeren E-Saite (e’’ = 660 Hz), dann erklingt ein Differenzton mit 660 – 440 = 220 Hz; das ist ein tieferes a. Sind die beiden Saiten perfekt gestimmt, dann fällt dieses tiefere a kaum auf, denn es fügt sich harmonisch perfekt zu a’ und e’’. Sind die Saiten aber verstimmt, dann ist der Differenzton kein reines a, sondern eher ein as oder ais. Das stört, weil es sich nicht harmonisch zu den oberen Tönen fügt.

Differenztöne

Differenztöne sind immer da, sobald zwei Töne zusammen erklingen; sie können nicht verschwinden. Aber wenn ein Intervall genau stimmt, fügt sich auch der Differenzton harmonisch dazu und stört nicht. Dieser Effekt wird auch ausgenutzt, um die Geige nach Gehör in reinen Quinten zu stimmen.

Auch bei anderen Intervallen ergeben sich Differenztöne. Ein Geiger muss sein Gehör so weit trainieren, dass er sie heraushört, denn sie sind wichtige Hilfsmittel, um Töne perfekt aufeinander abzustimmen. Probier mal, ob du diese grün und blau eingezeichneten Untertöne heraushörst, wenn du die schwarz eingezeichneten Intervalle spielst:

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Bei Tasteninstrumenten stimmen diese Differenztöne übrigens nicht ganz, weil diese Instrumente nicht rein, sondern temperiert gestimmt sind. Das muss so sein, weil es prinzipiell keine Stimmung gibt, in der alle Intervalle perfekt passen. Und im Gegensatz zu Streich- und Blasinstrumenten hat man bei Tasteninstrumenten keine Möglichkeit, die Tonhöhen während des Spielens minimal zu verändern.

Schwebung

Spielen zwei Instrumente genau denselben Ton, dann ergibt sich kein Differenzton, weil ja keine Differenz vorhanden ist. Sind die Instrumente aber geringfügig verstimmt, dann ist die Differenz als dumpfes Vibrieren oder Pulsieren wahrzunehmen; das nennt man Schwebung. Dieser Effekt wird auch gern ausgenutzt, um Instrumente nach Gehör zu stimmen: Man stimmt solange nach, bis die Schwebung zum Stillstand gekommen ist; dann stimmen die Töne exakt überein.

Verweise

Schwebungen und Kombinationstöne · Mathematik auf der Geige