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Achtung: Fass die Bogenhaare nicht mit den Fingern an. Durch die Fettigkeit der Finger verlieren sie an Haftreibung und produzieren keinen ordentlichen Ton mehr.
Den Geigenbogen musst du vorm Spielen spannen, indem du die Schraube unten am Frosch im Uhrzeigersinn drehst. Die richtige Spannung hast du erreicht, wenn zwischen der Bogenstange und den Bogenhaaren an der engsten Stelle ungefähr eine Bleistiftdicke Platz ist. Wenn du mit dem Geige Spielen fertig bist, musst du den Bogen auch wieder entspannen, indem du die Schraube unten am Frosch gegen den Uhrzeigersinn drehst. Sonst leiern die Bogenhaare aus und werden unbrauchbar.
Ein neuer, frisch bezogener Bogen produziert noch keinen Ton; er muss zuerst einmal gründlich mit Kolophonium eingerieben werden, damit die Bogenhaare an Haftreibung gewinnen.
Auch bei einem Bogen, der schon in Gebrauch ist, müssen die Haare ab und zu wieder mit Kolophonium eingerieben werden – wenn man täglich ein bis zwei Stunden spielt, ungefähr einmal pro Woche.
Kolophonium ist so hart, dass nach dem Einreiben am Klotz kaum ein Abrieb zu erkennen ist. Es gibt aber zwei Möglichkeiten, um festzustellen, ob der Bogen ausreichend Kolophonium hat:
Sollte dein Kolophonium-Klotz so hart und glatt sein, dass nichts davon am Bogenhaar hängen bleibt, dann schleife ihn mit Schmirgelpapier an.
Da die Geigensaiten nicht auf einer Ebene liegen, sondern eine Wölbung bilden, kannst du, indem du den Bogen nach rechts oder links kippst, bestimmen, über welche Saite er streicht. Du kannst auf diese Art auch zwei Saiten gleichzeitig streichen.
Der Bogen sollte ungefähr in der Mitte zwischen Steg und Griffbrett-Ende auf der Saite aufliegen, und zwar im rechten Winkel zur Saite. Du kannst auch andere Berührungspunkte ausprobieren; das ergibt z. T. schöne Effekte (z. T. aber auch scheußliche).
Halte den Bogen so, dass die Bogenhaare in ihrer ganzen Breite auf der Saite aufliegen. Die Bogenstange darf aber ein klein wenig in Richtung Schnecke gekippt sein.
Wenn du nun mit dem Bogen hin und her streichst, führe ihn unbedingt in gerader Linie, so dass er während des Bogenstrichs in keine Richtung abkippt und auch nicht entlang der Saite auf- oder abwärts rutscht.
Drücke den Bogen nicht auf die Saite, sondern lass ihn hauptsächlich mit seinem Eigengewicht aufliegen.
Aufgrund des Hebelgesetzes lastet der Bogen schwerer auf der Saite, wenn du in der Nähe des Frosches streichst, als wenn du in der Nähe der Spitze streichst. Diesen Druckunterschied musst du ausgleichen: Wenn du am Frosch-Ende streichst, drehe den Unterarm etwas mehr nach außen, so dass mehr Druck auf den kleinen Finger kommt. Umgekehrt, wenn du am Spitzen-Ende streichst, drehe den Unterarm etwas mehr nach innen, so dass mehr Druck auf den Zeigefinger kommt.
Wenn du den Bogen nach rechts über die Saite ziehst, nennt man das Abstrich. Die umgekehrte Richtung, wenn du ihn nach links schiebst, heißt Aufstrich. Es wird empfohlen, die betonten Noten einer Melodie mit Abstrich zu spielen und die unbetonten mit Aufstrich. Das kriegt man nicht in jedem Fall hin, aber man kann sich ungefähr danach richten.
Über Noten sind manchmal schon
Zeichen für Auf- und Abstrich eingetragen.
Falls nicht, kannst du sie als Gedächtnisstütze auch selbst nachtragen:
V „Spitze“-Symbol für Aufstrich
П „Frosch“-Symbol für Abstrich
Du kannst die Lautstärke regulieren, indem du den Bogen schneller oder langsamer über die Saite streichst.
Weitere Effekte kannst du erzielen…
Durch falsche Bogenführung entstehen scheußliche Geräusche, z. B. Kratzen oder Quietschen.
Für die ersten Schritte dürften diese Hinweise genügen. Wir kommen später noch einmal auf das Thema Streichen zurück – mit einem Überblick über die verschiedenen klassischen Stricharten.
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