<< vorige / nächste Seite >> · Geige lernen – FAQ
Gute Geigen sind schrecklich teuer – hunderte bis tausende Euro. Du könntest dir ein sehr billiges Geigen-Set kaufen, aber das taugt meist nichts. Besser ist, eine halbwegs gute Geige beim Händler oder Geigenbauer zu mieten. Statt kostspieligen Unterricht zu nehmen, kannst du dir eventuell von Bekannten, Schülern oder Studenten ein paar Handgriffe zeigen lassen.
Es fallen regelmäßig Kosten an für neue Saiten (ca. 30 € pro Satz), seltener für neue Bogenhaare (ca. 80 €). Weitere, unvorhersehbare Kosten können durch Reparaturen entstehen.
Klassisch ausgebildete Geiger sagen dazu meist entschieden „nein“: Klassisches Geigen sei so schwierig, dass man es nur unter persönlicher Anleitung eines guten Lehrers lernen könne. Man brauche einen Lehrer, der einen korrigiert und Schritt für Schritt an die zahlreichen Spieltechniken heranführe. Wer es auf eigene Faust versuche, gewöhne sich Fehler an, die man später kaum noch ausmerzen kann. Alle renommierten Geiger hatten sehr viel Unterricht; keiner hat es im Selbststudium zu nennenswertem Ruhm gebracht.
Andererseits sind Orchester und Streichquartett nicht für jeden das Maß aller Dinge. Abseits des hoch professionellen Klassikbetriebs tummeln sich allerhand Amateure, Folkmusiker, Fiddler, die an volkstümliche Traditionen anknüpfen… Bei ihnen ist eine klassische Geigenausbildung zwar auch vorteilhaft, aber nicht unerlässlich. Da gibt es manche, die sich das Fiedeln mehr oder weniger auf eigene Faust angeeignet haben und es innerhalb ihres Genres auch ganz ordentlich beherrschen.
Völlig aussichtslos ist ein Start auf eigene Faust also nicht unbedingt. Es kommt darauf an, was man erreichen will. Und niemand entwickelt sich völlig allein: Wer auf Unterricht verzichtet, sucht sich Anleitung anderswo – in Büchern, in Videos, bei Freunden, in Workshops, im Internet. Manche schaffen es auf diese Weise, allein mit Medien, Begabung, Selbstbeobachtung und musikalischer Vorbildung voranzukommen.
In den USA werden auch Geigenlehrbücher extra für Selbstlerner verlegt. Auf Deutsch gibt es noch kein solches Buch, das sich ausdrücklich an Selbstlerner wendet. Die Werke Violin Basics und Violine für Dummies kommen dem nahe, und mit den gängigen Geigenlehrbüchern liegt man auch nicht verkehrt.
Wahrscheinlich nicht. Für Geigenkauf ist Ebay meistens keine gute Adresse. Einzelne gute Angebote sind sicherlich dabei, aber das meiste, was dort an Geigen angeboten wird, ist billigstes, minderwertigstes Zeug; nicht empfehlenswert. Siehe: Kaufen oder mieten.
Früher hieß es: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“. Geige fing man, wenn überhaupt, mit zirka sechs Jahren an. Viel später zu beginnen galt als aussichtslos. Darum fragen oft schon Dreißig- oder Zwanzigjährige, ob es in ihrem Alter überhaupt noch lohnt, Geige zu versuchen.
Inzwischen hat sich jedoch die Erwachsenenbildung enorm entwickelt. Es ist erwiesen, dass auch Erwachsene sehr gut Neues lernen können. Auch Zwanzig-, Vierzig- und Sechzigjährige haben schon erfolgreich Geige gelernt. Sie stellen sich nicht ungeschickter an und brauchen auch nicht länger als Kinder. Was ihnen an Offenheit und Beweglichkeit fehlt, machen sie durch Ausdauer und Erfahrung wett.
Spitzenprofis können sie nur deshalb nicht werden, weil ihnen zu wenig Lebenszeit bleibt, um es so weit zu bringen. Musikhochschulen nehmen keine alten Leute als Studenten an. Aber Spätanfänger können hübsche Musik machen und so gut werden, dass sie in Laienorchestern, Bands, Sessions oder dergleichen willkommen sind.
Ja; wenn man die Geige mit anderen gängigen Musikinstrumenten vergleicht, zählt sie wohl eher zu den schwierigeren. Aber die Schwierigkeiten werden oft übertrieben dargestellt, so dass etliche sich gar nicht an Streichinstrumente wagen, obwohl sie es packen könnten. Wer es dennoch wagt, stellt oft überrascht fest, dass die ersten Liedchen schnell gelingen. Bis sie dann aber zuverlässig gelingen und schön klingen, das kostet reichlich Mühe.
Geigenschüler können nach einem Jahr meist noch nicht wirklich schön spielen. Nach drei Jahren klingt es dann schon recht gut. Es gibt aber auch Leute, die sehr viel schneller lernen und schon nach ein paar Monaten recht hübsch geigen.
Wie lange es wirklich dauert, kann man auch deshalb nicht sagen, weil es keinen bestimmtes Niveau gibt, an dem man „fertig“ ist. Selbst die besten Geiger feilen laufend an ihrer Technik, um noch besser zu werden. Eventuell kommst du irgendwann so weit, dass du alles kannst, was du willst und brauchst. Aber wie viel das ist, das hängt ganz von deinen persönlichen Zielen ab. Möchtest du nur ein paar Weihnachtslieder unterm Christbaum geigen, kommst du natürlich schneller zum Ziel, als wenn du eine Stelle im Orchester anstrebst.
Nachdem Stradivaris Name weltberühmt geworden war, sind massenweise Geigen produziert worden, wo „Stradivari“ (oder ein anderer berühmter Name) drinsteht. Diese Geigen stammen aber nicht aus der Werkstatt von Herrn Stradivari, sondern sind seinen Instrumenten nur nachgebildet, also ähnlich im Aussehen und in der Bauart. Solche Nachbauten sind nicht viel wert. Echte Stradivaris sind dermaßen selten, dass es nahezu ausgeschlossen ist, heute noch durch Zufall eine auf dem Dachboden zu finden.
Wie viel deine Geige wert ist, kannst du beim Geigenbauer schätzen lassen. Allerdings sind solche Schätzungen ungenau. Willst du die Geige verkaufen, dann richtet sich der Preis natürlich danach, wie viel dir erreichbare Interessenten zahlen mögen. Willst du die Geige aber behalten, um selber darauf zu spielen, bemisst sich ihr Wert in erster Linie daran, wie glücklich du mit ihr bist. :-)
Wenn du die Geige als Gepäckstück aufgibst, deklariere sie unbedingt als „zerbrechlich“. Leg sie in einen stabilen Koffer und polstere sie gut. Du kannst sie statt dessen auch als Handgepäck mitnehmen. Sie überschreitet zwar die zulässigen Maße, wird aber meistens toleriert.
Das häufigste Anfängerproblem sind kratzige Töne oder knarrende Geräusche: Beim ersten Versuch machen Viele den Fehler, dass sie den Bogen viel zu fest auf die Saite drücken. Dadurch entstehen kratzige oder knarrende Töne.
Lösung: locker lassen, nicht so fest drücken.
Bogendruck und –geschwindigkeit müssen zueinander passen: Wenn man schnell streicht, um laut zu spielen, darf der Bogen stärker aufdrücken, aber wenn man langsam streicht, um leise zu spielen, muss man zum Ausgleich auch Druck wegnehmen, sonst kratzt es.
Kratzige Töne entstehen auch, wenn der Bogen an der falschen Stelle auf der Saite liegt:
Optimal ist die Stelle ungefähr in der Mitte zwischen Griffbrett-Ende und Steg.
Beim Streichen kann es vorkommen, dass der Bogen sich von dieser optimalen Stelle entfernt
und bis übers Griffbrett „wandert“, und dort entstehen dann kratzige Töne.
Lösung: den Bogen wieder an der richtigen Stelle platzieren
und aufpassen, dass er dort bleibt
Wenn zu viel Kolophonium an den Bogenhaaren haftet, neigt der Bogen stärker zum Kratzen.
Lösung: das überschüssige Kolophonium verbrauchen, indem man längere Zeit spielt,
und in Zukunft nicht mehr so viel auftragen.
Im Extremfall kann man das Kolophonium auch mit einer trockenen Zahnbürste aus den Bogenhaaren herausbürsten.
Ein weiteres häufiges Problem ist ein Pfeifen, Quietschen oder Zischen, das entweder anstelle des gewünschten Tons oder als zusätzliches Nebengeräusch erklingt.
Mögliche Ursachen:
Besonders die leere (nicht gegriffene) E-Saite neigt zum Pfeifen. Man muss sie besonders achtsam streichen. Falls das nicht genügt, lohnt es sich, die E-Saite zu wechseln und ein anderes Fabrikat auszuprobieren: Im Handel werden spezielle E-Saiten angeboten, die nicht so leicht pfeifen.
Physikalisch kommt das Quietschen dadurch zustande, dass eine Saite nicht in ihrer Grundschwingung erklingt, sondern im Flageolett. Flageoletttöne sind aber nicht in jedem Fall unerwünscht; sie werden manchmal bewusst als musikalisches Ausdrucksmittel eingesetzt.
Ein drittes Problem, das bei Anfängern häufig vorkommt, ist, dass der Bogen unkontrolliert zu hüpfen (flattern) beginnt, sodass statt eines lang gezogenen Tons eine Reihe von stotternden Staccato-Tönen entsteht. Dies Problem ist schwierig zu beheben; eigentlich sind es zwei Probleme:
Abhilfe besteht darin, sowohl für gleichmäßigeren Bogendruck als auch für mehr Dämpfung zu sorgen:
…ist ein hüpfender Bogen nicht in jedem Fall unerwünscht: Fortgeschrittene lassen den Bogen manchmal absichtlich hüpfen, um kurze, schnelle, abgesetzte Töne zu spielen. Und wenn dieses Federn im Bogen einmal schwach ausfällt, so dass er nicht hüpft, sondern nur ein klein wenig auf und ab zittert, bekommt man sogar aus Versehen ein hübsches Vibrato. :-)
Auch wer schon einigermaßen gut spielt, ärgert sich manchmal, weil die eigene Geige nicht so verführerisch klingt wie beim Lieblingskünstler, eher ein bisschen angestrengt und nervend. Das kann verschiedene Ursachen haben:
<< vorige / nächste Seite >> · Geige lernen · Impressum · http://Penzeng.de/Geige